Dr. med. Adriane Röbe

Mir geht was an die Nieren – Angsterkrankungen

Dr. med. Adriane Röbe

Mir geht was an die Nieren – Angsterkrankungen

Über psychische Probleme zu sprechen gehört leider immer noch nicht zu einer Selbstverständlichkeit, sind doch in der Gesellschaft Schwächen oder Charakterschwächen mit Angsterkrankungen assoziiert. Zu stark sind wir doch daran interessiert, die Fassade zu
wahren. Zu gross die Angst, dass Schwächen als solche ausgelegt werden. Dabei sind
Angsterkrankungen mitten in unserer Gesellschaft. Die Betroffenen erkennt man nicht
oder sie verstecken sich hinter ihrer Scham. Dabei sind sie in guter Gesellschaft.

In meiner psychotherapeutischen Praxis sehe ich täglich Betroffene aus allen Schichten der Gesellschaft – die Hausfrau, der Bankmanager, Jugendliche, Rentner, gebildete und weniger gebildete Menschen. Einige, die sich zu Hause verstecken, seit kurzer oder seit langer Zeit. Andere, die mit ausgeprägter Angst ihren Berufen als Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte, Richter oder Bankmanager nachgehen.

In jedem Fall ist es eine gute Option, sich mit dem Thema Angst auseinanderzuset- zen. Denn Angst gehört zum Leben, wie die Geburt oder der Tod. Sie anzunehmen und sich auf eine Reise und Entdeckungstour mit der Angst zu begeben ist ein wichtiger Prozess, den einige unbewusst, einige ganz bewusst im Leben durchlaufen.

Aber was ist überhaupt Angst?

Angst ist primär ein Gefühl und eine natürliche Reaktion des Menschen auf Gefahren. Sie äussert sich auf allen Ebenen des Verhaltens und Erlebens.

Veränderungen und Angst
Das Unbekannte macht oft Angst. Veränderungen, vor allem nicht selbst gewählte, bringen neue Aspekte mit sich, mit denen wir noch lernen müssen, umzugehen. Mit dem Vertrauten kennen wir uns aus, neues aber wirkt bedrohlich. Wir können nicht einschätzen, welche Gefahren und Unannehmlichkeiten drohen. Angst vor Veränderung ist natürlich, denn sie sichert unser Überleben.

Warum Veränderungen Angst machen Grundsätzlich ist jedes Lebewesen auf den Erhalt seiner Art ausgerichtet. Unser psychologisches Programm ist eingestellt auf das Überleben. Überleben tut man vor allem mit Vertrautem. Alles was neu ist, was anders als gewohnt ist, bringt potenzielle Gefahren mit sich. Die Reaktionsmuster darauf reichen von Abneigung bis Panik.

Unser «Angstsystem» ist in einem sehr alten Teil unseres Gehirns verankert, dem Stammhirn, das primitiv und instinktgesteuert ist und seit hunderttausenden von Jahren zuverlässig funktioniert. Dieser Teil des Gehirns beurteilt innerhalb von Bruchteilen von Sekunden, ob eine Gefahrensituation besteht. Wird eine potenzielle Gefahrensituation erkannt, wird das Gefühl «Angst» im Unterbewusstsein ausgelöst. Dies wieder- um führt zu einer Hormonkaskade, aktiviert das sogenannte vegetative Nervensystem. Viele körperliche Funktionen werden hoch- gefahren (Herzschlag, Atmung etc.), damit wir sehr schnell handeln können.

Unser Körper reagiert blitzschnell, das Ur-Programm lautet entweder Flucht oder Kampf. Es ist ein hervorragendes Programm, das uns in Gefahrensituationen sehr schnell handeln lässt und uns als Menschheit das Überleben gesichert hat.

Problematisch ist leider, dass das Gehirn eine tatsächliche Gefahr nicht von einer gefühlten Gefahr unterscheiden kann. Das Programm kann also genauso ablaufen, wenn man Angst vor einem Tiger hat, aber auch bei Angst vor einer kleinen (ungiftigen) Spinne. Ausschliesslich für die Angstreaktion verantwortlich ist nämlich die eigene Bewertung der Situation.

Was passiert bei Angst – Im kognitiv emotionalen Bereich

Denken, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und gefühlsmässiges Erleben, z.B. die Einengung der Wahrnehmung auf gefahrenrelevante Reize. Das Denken im Überlebensmodus ist sehr eingeengt.

Im Verhalten
Meist Flucht oder Vermeidung und, auf der körperlichen Ebene, alle Reaktionen im sympathischen Nervensystem in Verbindung mit Symptomen wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Beschleunigungen des Atmens und Zittern.

Einerseits ist Angst eine natürliche Anpassungsleistung zum Überleben im Sinne der Vermeidung von Gefahren. Anderseits kann Angst, wird sie selbst aufgesucht, wie z.B. beim Bungee-Jumping, zur Freude werden.

Wann aber ist man krank vor Angst?
Wenn wir von Angsterkrankungen sprechen, so meinen wir immer Angst als unangenehmes, aversives Gefühl.

Es liegt eine andauernde Störung und Fehl- steuerung des Angst-Stress-Reaktionssystems. Die Angstreaktionen werden als nicht mehr angemessen erlebt und führen zu erheblichen Beeinträchtigungen und Belastungen der Betroffenen. Über kurz oder lang befinden sich die Betroffenen in einem Teufelskreis aus unangemessenen und übersteigerten Ängsten, sowie einer ausgeprägten Erwartungsangst, die das Problem aufrechterhält. Die emotionalen Belastungen werden immer grösser und in der Folge können weitere Krankheiten aus dem psychischen oder körperlichen Bereich hinzukommen.

Definition Angststörungen
Angsterkrankungen sind weit verbreitet. Die Prävalenz für Angststörungen in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung ist bei 15,3%. Für Frauen liegt diese mit 21,3% höher als bei Männern mit 9,3%. Ungefähr bei der Hälfte dieser Angststörungen handelt es sich um sog. spezifische Phobien (10,3%).

Merkmale ausgewählter Angststörungen Angst hat Menschen schon immer beschäftigt.
Ist sie doch ein normales Gefühl, aber leider mit der Tendenz, als krankhaft wahrgenommen zu werden, wenn sie überproportional vorhanden ist.

In den letzten Jahrzehnten, v.a. im Verlauf der letzten hundert Jahre, haben sich nach diversen unterschiedlichsten Beschreibungen endlich diagnostische Leitlinien formiert, um die unübersichtliche und verwirrende Vielzahl von Begrifflichkeiten zusammenzufassen. Für die z.T. scheinbar unerklärlichen Angstzustände gab es die unterschiedlichsten Begriffe wie die Angstneurose, Angsthysterie, Herzneurose, Platzangst, Klaustrophobie, etc. Die Diagnose hing häufig von der Spezialisierung des jeweiligen Diagnostikers ab. Heutzutage versucht man dieses Problem durch eine einheitliche und verbindliche Klassifikation im sog. ICD 10 Katalog nach nachvollziehbaren Regeln zu diagnostizieren. Die Diagnosevergabe erfolgt nach bestimmten Kriterien. Wesentliche Störungen sind die Panikstörung, die generalisierte Angststörung, die Agoraphobie und die soziale Phobie. Allen gemein ist eine überproportionale Angst.

Welche Angststörungen gibt es?

Phobien
Phobien werden von anderen Angststörungen abgegrenzt. Phobische Ängste sind im- mer auf eine besondere Situation oder ein spezifisches Objekt gerichtet. Im Grunde hat fast jeder Mensch eine kleine Phobie. Die gängigsten Phobien sind Angst vor dem Flugzeugfliegen, U-Bahnfahren, Busfahren, Höhenangst, Arztphobie und Arachnophobie (Angst vor Spinnen). Gar nicht so selten ist auch die sog. Dysmorphophobie, die Angst entstellt zu sein, oder auch die Emetopho- bie, die Angst sich zu übergeben.

Agoraphobie
Es handelt sich hier um Ängste vor dem Aufenthalt auf öffentlichen Plätzen und bei grossen Menschenansammlungen. Die Angst besteht hier vor allem darin, aus der Situation nicht flüchten zu können, also keinen Rückzugsort zu haben. In der Praxis ist dies eine durchaus häufig vorkommende
Angst, z.B. auf Rockkonzerten aber auch Zeiten mit Terrorangriffen haben diese Angst verstärkt.

Soziale Phobien
Dies sind Ängste, sich vor anderen zu blamieren oder abgelehnt zu werden. Diese Ängste sind oft mit verringertem Selbstwert und Furcht vor Kritik verbunden. Häufig reagieren die Betroffenen mit ausgeprägten vegetativen Begleiterscheinungen wie z.B. Erröten, Zittern, Übelkeit, Harndrang etc.

Panikstörungen
Die zweite Form der Angst sind sog. Panikstörungen oder die sogenannte episodisch paroxysmale Angst. Hier bestehen immer wieder schwere anfallartige Angstattacken, die sich nicht auf spezifische Situationen
oder besondere Umstände beschränken und häufig nicht vorhersehbar sind. Da hier häufig Panikattacken mit ausgeprägten vegetativen Symptomen wie Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühl, Schwindel, Entfremdungsgefühle mit Angst zu sterben dazu kommen, besteht hier ausgeprägter Leidensdruck. Diese Angst ist nicht angeboren, sondern hier handelt es sich um die typisch erworbene Angststörung.

In der Regel kommen diese Patienten auch nicht zuerst zum Psychiater, sondern landen mit ihrer ersten Panikattacke in der Notaufnahme.

Wenn man dies das erste Mal erlebt ist es kaum vorstellbar, dass diese unangenehmen Symptome, sind sie uns doch als Alarmsignal unseres Körpers bekannt, völlig ungefährlich sind und es sich hier um eine Reaktion unseres vegetativen Nerven- systems handelt. Die Symptome können so bedrohlich sein, dass man Angst hat Tod umzufallen oder verrückt zu werden.

Zuerst durchlaufen viele der Patienten eine Abklärung körperlicher Ursachen. Differen- tialdiagnostisch ist dies auch wichtig, da viele Paniksymptome tatsächlich auch körperliche Gründe haben können. Nach vie- len somatischen Abklärungen ohne krank- haften Befund wird differentialdiagnostisch dann an eine Angsterkrankung gedacht. Bis hierher ist es oft ein weiter Weg.

Der Schritt zu einem psychotherapeutischen Gespräch ein noch viel weiterer.

Die generalisierte Angststörung
Die ist eine häufig ständig präsente Angst. Die grosse Angst und übermässige Besorgnis bezieht sich entweder auf den Betroffenen selbst oder Angehörige und Freunde. Die Symptome sind sehr unterschiedlich, es besteht die Neigung, einfachste Alltagseindrücke zu katastrophisieren und ein ständiges Bedrohungsgefühl zu haben.

Für Betroffene ist dies sehr anstrengend. Diese Angststörung ist ebenfalls erworben und hängt häufig zusammen mit einem Gefühl der Ohnmacht, wie man bestimmte Situationen bewältigen kann.

Häufig führen belastende Lebensereignisse zur Entstehung. Manchmal genügt aber auch bei entsprechender Prädisposition, Erzählungen oder Berichte in den Medien, um diese Angst entstehen zu lassen.

Hypochondrie
Angst vor Erkrankungen ist gegenwärtig eine sehr weitverbreitete Angst. Nach Diagnosekriterien gehört sie zu den somato- formen Erkrankungen, da die Bedeutung dieser Angst aber gegenwärtig sehr hoch ist, sei sie hier zusätzlich aufgeführt.

Die Charakteristika der Hypochondrie sind wiederholte Darbietungen körperlicher Symptome in Verbindung mit der hartnäckigen Forderung nach medizinischen Untersuchungen. Hypochonder beschäftigen sich lange mit der Möglichkeit, körperlich erkrankt zu sein.

Bei sogenannten somatoformen Erkrankungen werden körperliche Beschwerden wahrgenommen, die aber kein körperliches Korrelat haben, beziehungsweise das Ausmass der erlebten Beschwerden nicht nachvollziehbar ist. Klienten, die mit dieser Problematik kommen, haben oft eine lange Patientenkarriere hinter sich. Sie fühlen sich oft entwertet, dass die vermeintlich körperlichen Beschwerden nicht als organische Erkrankung gewertet werden,
oder aus ihrem Gefühl heraus falsch eingeschätzt werden.

In der psychotherapeutischen Praxis ist es auch hier ein langer Weg vom Verständnis bis zur Akzeptanz.

Angststörungen und Folgeerkrankungen
Angststörungen können, unbehandelt, oftmals chronisch verlaufen. Kommt es doch bei einer grösseren Zahl von Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung zu einem Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust, sowie zu einem zunehmenden Verlust des Selbstwertgefühls. Hieraus können sich Folgeerkrankungen wie eine Depression entwickeln. Andererseits berichten viele Betroffene, dass Angststörungen sich während einer depressiven Episode entwickelt hätten.

Angststörungen und Alkohol
Angststörungen führen bei vielen Betroffenen zu einem ausgeprägten Leidensdruck. Da Angstsymptome und die zunehmende Verunsicherung oftmals eine hohe Belastung darstellen, versuchen viele Betroffene die erhöhte Anspannung durch Alkoholkonsum zu reduzieren. Vielmehr zuerst im Sinne einer Selbstmedikation. Dies kann im Verlauf in eine zunehmende Alkoholabhängigkeit führen, da die spannungssenkende Wirkung des Alkohols immer mehr nachlässt und viele Betroffene am Tag nach dem erhöhten Alkoholkonsum empfänglicher für Angstsymptome sind.

Angststörungen und Beruhigungsmittel
Trotz des bekannterweise erhöhten Risikos einer Missbrauchs- und einer Abhängigkeitsentwicklung, werden viele Angststörungen zu Beginn mit Beruhigungsmitteln und v.a. Benzodiazepinen behandelt. Während Benzodiazepine für viele Betroffene anfangs eine schnelle Erleichterung bringen, können sie mittel- bis langfristig den Behandlungsverlauf erschweren.

Angststörungen und Differentialdiagnosen
Ängste und Angstsymptome können bei einer Vielzahl an körperlichen Erkrankungen, wie z.B. einer Schilddrüsenfunktionsstörung, oder seelischen Erkrankungen auftreten. Aus diesem Grund muss bei der Diagnose einer Angststörung auch dem differentialdiagnostischen Prozess eine grosse Beachtung gegeben werden.

Angststörungen Ursachen
Theorien bzgl. der Angststörung gibt es viele. Einerseits scheint eine gewisse genetische Prädisposition vorzuliegen. Aber auch molekularbiologische Mechanismen scheinen eine Rolle zu spielen. Am entscheidendsten sind aber wohl die Lebensereignisse der betreffenden Person und deren Bewertung und Verarbeitung.

Ob die Ursache nun genetisch, biologisch oder aufgrund von internen Bewertungsprozessen entsteht, ist nicht immer zu klären.

Manchmal genügt ein Auslöser, häufig entstehen aber Ängste «multifaktoriell», das bedeutet, aufgrund einer ungünstigen Konstellation verschiedener Auslöser.

Das verhaltenstherapeutische Entstehungsmodell

… ist das klassische Modell der Konditionierung. Nach dem Modell der klassischen Konditionierung kann ein ursprünglich neutraler Stimulus durch das gleichzeitige Anbieten eines unkonditionierten Stimulus zu einem konditionierten Stimulus werden. Auf den unkonditionierten Stimulus reagiert ein Individuum mit einer angeborenen, unkonditionierten Reaktion. Durch die Verknüpfung des unkonditionierten Stimulus mit dem konditionierten Stimulus wird provoziert, dass auch der konditionierte Stimulus diese Reaktion hervorrufen kann, die dann konditionierte Reaktion genannt wird.
Die Konfrontation mit dem konditionierten Stimulus kann zukünftig als konditionierte Reaktion, z.B. Angst auslösen (klassische Konditionierung). Da diese konditionierte Reaktion (Angst) unangenehm ist, führt dies häufig zur Vermeidung. Dadurch kommt es zur weiteren negativen Verstärkung und das Vermeidungsverhalten dehnt sich weiter aus.

Kompliziert?
Nachfolgend, zur Veranschaulichung, ein Beispiel aus meiner Praxis.

Eine junge Frau fährt in einer vollbesetzten U-Bahn. Die übergrosse Nähe zu anderen Menschen löst bei ihr das Gefühl der Bedrohung, Angst und Ohnmacht aus. Das Milieu der U-Bahn wird nun als konditionierter Stimulus gewertet, im Sinne der klassischen Konditionierung führt dies im Verlauf zu einer generalisierten Angst vor dem U-Bahnfahren. Die junge Frau vermeidet es anhin mit der U-Bahn zu fahren, wodurch es zu einer Verstärkung und Aufrechterhaltung der Angst kommt.

Behandlungsoptionen
So vielfältig und unterschiedlich die Theorien bzgl. der Entstehung von Ängsten sind, die körperlichen Symptome der Betroffenen so zahlreich sind, so viele unterschiedliche Therapiewege stehen Angstpatienten zur Auswahl.

Die klassische Verhaltenspsychotherapie steht hier jedoch nach wie vor an der ersten Stelle Ängste wieder auf ein normales Mass zu reduzieren.

Je nach Ausprägung der Angst und nach persönlichen Präferenzen, können auch medikamentöse Therapien notwendig werden, hier v.a. die sog. Antidepressiva.

Akupunktur kann sehr hilfreich sein. Meditations- und Achtsamkeitsübungen, Elemente aus dem Yoga, die EFT Methode (Emotional Freedom Technik) oder Sport sind ebenfalls wunderbare Werkzeuge gegen Ängste. Auch die Ernährung spielt eine Rolle.

Die in den Auswertungen von verschiedenen Studien ermittelten Erfolgsraten
bei der Behandlung von Angststörungen schwanken, je nach Störung, zwischen 40% (generalisierte Angst) und 65% (Panikstörung und Agoraphobie). Damit gehört die Angststörung zu den psychotherapeutisch gut behandelbaren Erkrankungen.

V.a. in der hausärztlichen Praxis kommt es gehäuft zu symptomorientierten Therapien mit Beruhigungsmitteln und Tranquilizern (Benzodiazepine). Hieraus können sich, wie oben erwähnt, Abhängigkeitserkrankungen entwickeln und sind, wenn überhaupt, lediglich eine kurzzeitige Therapieoption.

Allgemeines zur Therapie
Folgende Prinzipien sollte man bei der Arbeit an jeder Angst berücksichtigen:

Akzeptanz
Auch wenn man die Angst nicht versteht, man muss diese akzeptieren. Es ist nichts, wofür man sich schämen muss: Ängste sind Herausforderung, an denen man wachsen kann.

Veränderung und Bewertung des Erfolgs
Man sollte sich auf die ersten Schritte konzentrieren. Kleine Schritte sollten als Erfolg bewertet werden. Der Fokus sollte immer auf der Bewertung des Erfolges (der Bewältigung einer beängstigen Situation) liegen und weniger auf der Anstrengung (z.B. vegetative
Angstreaktion).

Ähnlich wie ein Marathon-Läufer, der auf einen Wettlauf trainiert und sich über neue gute Zwischenzeiten und Teilergebnisse freut.

Ursache und Verständnis:
Man sollte versuchen, die Angst zu verstehen. Oft findet man heraus, warum die Angst da ist. Ist es nicht möglich, genügt es häufig auch nur, das Symptom und den Verlauf zu verstehen. Dieser Schritt gibt das Gefühl von Ruhe und Kontrolle wieder zurück.

Ziel ist zu verstehen, dass Angst normal ist, dass sie schon immer da war. Die Betroffenen sollen wieder das Zutrauen finden, mit der Angst umgehen zu können. Wieder Lernen dass Angst zum Leben dazugehört, mit ihren schönen und hilfreichen, aber auch anstrengenden Seiten.

Ziel ist es, den Glauben an die Selbstwirksamkeit wiederzuerlangen, dass man schwierige Situationen meistern kann. So kann man beängstigende Situationen annehmen.

«Angst essen Seele auf» (Filmtitel von Fassbinder) zeigt, dass Angst schwächen kann, sie kann aber auch, anders betrachtet, das eigene Sein bereichern.

Quelle: YinYang Fachmagazin, TCM Fachverband Schweiz
Autor: Dr. med. Adriane Röbe, Augsburg